Dienstag, 6. Februar 2018

Belgrad, Serbien. Hot Food Idomeni. Flüchtlingshilfe - ein Jahr später

Ein Jahr ist es nun her.
Vor einem Jahr stiegen 4 Menschen in einen klapprigen Bus und fuhren von Berlin nach Belgrad um vor Ort geflüchteten Menschen zu helfen.

Ich hab jeden Tag einen Eintrag und ein paar Bilder bei Facebook gepostet und habe hier nun alle zusammengefasst.
In den nächsten Wochen wird endlich das Video kommen, in dem Sophie und ich die Fragen beantworten, die uns nach der Aktion gestellt wurden und ich hoffe, dass wir dieses Jahr wieder etwas ähnliches machen können!

Ich habe während  der Zeit dort gefilmt und 3 Videos gemacht. Wer mehr erfahren möchte, hier die Playlist zu der Belgrad Reise: http://bit.ly/2n4XDA0

Zwischen den Baracken



Belgrad Tag 1

So der erste Tag ist vorüber.
Ich kann in einem kurzen Post nicht die richtigen Worte finden für das, was wir heute gesehen und erlebt haben. Ich habe auch noch gar nicht richtig darüber nachgedacht, ich weiß auch nicht ob ich das heute noch tun werde.

Hot Food Idomeni macht einen hammer guten Job und wir sind sehr froh darüber diese Woche ein Teil davon zu sein.
Heute waren wir beim Essen ausgeben dabei, haben viele Menschen getroffen die schon seit Monaten dort ausharren müssen und Gemüse geschnibbelt wie die Verrückten.
Mein Herz blutet so dermaßen während ich jetzt hier im warmen, gut ausgestatteten Hostel sitze.
Heute wollte ein Mann sein Essen mit mir teilen, der selber nichts hat!! Und im Rest von Europa möchte man einfach nicht hinsehen!
Ich kann jedem nur wärmstens ans Herz legen sich zu engagieren. Seien es Spenden, egal wie klein oder Hilfe vor Ort.

Diese Texte stehen überall an den Häusern und zerreißen mir so das Herz

Belgrad Tag 2

Wo fang ich an ...
Merkwürdiger Weise sind wir mit sehr guter Laune in den Tag gestartet. Mit leichter Verspätung angekommen (der Verkehr hier Leute! 😂😱), haben wir mit fetter Mucke und grandioser Gesellschaft Gemüse für ca. 1500 Portionen Essen geschnibbelt.
Dann ging es für unser Team wieder zu den Baracken. Essen austeilen und aufpassen, dass nicht zu viele vordrängeln. Dann wieder zurück, ausräumen, sauber machen, neues schnibbeln und vorbereiten.

Heute war es etwas kälter und feuchter hier und schon war die Stimmung viel angespannter im Camp.
Viele erfreuen sich an meinen bunten Haaren, Piercings und Tattoos und es geht das Gerücht rum ich wäre in der deutschen Mafia. 😂
Unfassbar, dass so viele trotzdem in der Lage sind nicht ihren Humor zu verlieren.

Wir haben Leute aus England, Frankreich, Schweiz, Niederlande und Portugal in unserer Gruppe und wir sind ein hammer Team! 😍😘
Außerdem sind wir wahnsinnig glücklich mit Hot Food Idomeni zu arbeiten. Die backen hier richtig dicke Brötchen. Wirklich unterstützenswert!

In einem dieser Eimer ist nur Knoblauch drin und in einem anderen Ingwer

Schaut euch mal diese riesigen Gasflaschen an!



Tag 3 in Belgrad

Und wieder fehlen mir auf Anhieb die Worte.
Zusätzlich bin ich doppelt verwirrt durch das ganze Sprachengewusel.
Heute war es sehr schwer. Uns ging es schlecht und wir haben ganz schön zu knabbern. Das fühlt sich total unbehaglich an, denn die Zustände dort sind natürlich wesentlich schlechter.

Heute war es nochmal kälter, es war feucht und die Atmosphäre bei den Baracken war angespannt.
Wir lernen immer mehr Leute kennen, haben unsere Witzchen (engl. Julie rufen sie mich ❤) und die Gespräche werden tiefer. Morgen wird uns einer der Männer die Hallen von innen zeigen. Dieser Mann ist mit seinem 10 jährigen Neffen dort.
Heute hat das Essen nicht für alle gereicht.

In der Küche funktioniert alles immer besser, die Handgriffe sitzen, das Team ist die absolute Oberbombe und der Gedanke des Abschieds reißt ein großes Loch auf.
Bei der Arbeit hören wir Musik, unterhalten uns und freuen uns ein paar hundert Bäuche zu füllen.
Doch auch dem Team sitzt das Wetter in den Knochen.

Wir fühlen uns beschissen. Verdrängen. Aber irgendwann bricht dann doch mal der Damm.

Morgen geht es frisch und munter wieder ans Werk! Wir machen weiter. Wir geben nicht auf!
Hot Food Idomeni we love you so much ❤❤❤



Die Ärzte ohne Grenzen sind hier vor Ort mit 6 großen Zelten vertreten.

Dazu brauch ich glaube ich nichts sagen.


Tag 4 in Belgrad

Heute kommt mein kleiner Bericht ziemlich spät, aber keine Sorge, es ist nichts schlimmes passiert.

Ich wünschte ich könnte Gerüche posten!
Einerseits wie es riecht, wenn man unsere Schränke öffnet und ein Schwall Zwiebeln, Gewürze und ein Haufen anderes Gemüse rauswabert.
Andererseits der Geruch von den Baracken. Die Menschen dort verbrennen alles was sie so finden um Feuer zu machen, Wasser warm zu machen und natürlich gegen die Kälte anzukämpfen.
Seit einer Weile werden dort Öfen gebaut mit Rohren nach draußen und sie bekommen Tickets um sich Feuerholz dafür abzuholen, dass auch alles Gerecht verteilt wird.
Super obergeile Aktion! ❤

Der Tag heute war etwas chaotisch, es ist viel passiert, aber wir haben dennoch alles erledigt und mit einer fetten Playlist, laut aufgedreht, sind wir super durch den Nachmittag gekommen. Wir sind heute mit den Öffis gefahren, haben eingekauft, für uns selbst gekocht und Zeugs geplant, daher verging die Zeit so schnell.

Und ein weiteres Mal möchte ich erwähnen wie verdammt großartig ich die Arbeit von Hot Food Idomeni finde und wie sehr wir uns freuen hier gelandet zu sein. Unglaublich was eine gut arbeitende Gruppe für Arbeit stemmen kann. ❤

лаку ноћ und bis morgen.



Bei der Essensausgabe im Food Truck



Tag 5 in Belgrad

Heute war ein einziges Auf und Ab!
Wir wollten mit den Öffentlichen zur Küche fahren und haben völlig verkackt, die Stimmung war scheiße, wir sind dann gelaufen und kamen eine Stunde zu spät.
Dafür haben wir einen coolen Ausblick auf Belgrad gehabt.

Der Tag verlief dann gut, wir haben wie die Tage zuvor super viel geschafft und gut gearbeitet. Als wir uns gegen 13 Uhr fertig machten um zu den Baracken zu fahren kam der nächste Downer. Schlagartig wurde mir bewusst, dass wir uns morgen verabschieden müssen und ich musste weinen. Nicht nur von unseren zauberhaften Team müssen wir Abschied nehmen, sondern auch von den ganzen zauberhaften Schätzen bei den Baracken. Das Gefühl aus dieser Vorhölle einfach wegzufahren, während die anderen nicht dürfen ist schrecklich und unfair über alle Maße!

Ein 17 jähriger Jugendlicher, findet mich super schau und will mich heiraten. 😜 Als ich ihm gesagt hab, dass er total süß ist und ich ihn auch mag hat er so herzerwärmend gegrinst und ein Tänzchen aufgeführt. ❤

Das Team, das zum Camp gefahren ist hat heute wieder Essen mit zurück gebracht und wir konnten selber noch spachteln. So saulecker!
Dann flossen wieder ein paar Tränchen, weil ein Abschied bevor stand. Ich hoffe so sehr, dass wir alle irgendwann wiedersehen.

Bitte, Bitte unterstützt Hot Food Idomeni, damit das Kochen immer weiter geht! ❤

Päuschen
Blick auf Belgrad von der Haltestelle am Arsch der Welt


Abschied in Belgrad

Heute fahren wir nicht in die Küche um Gemüse zu schneiden und zu kochen.
Heute setzen wir uns ins Auto und fahren nach Hause.
Wir können ohne Probleme die Grenzen passieren, wir zeigen unsere Pässe und dürfen weiter.
Einfach nur weil ich in Deutschland geboren bin. Als ob ich was dafür könnte.

Stellt euch doch nur für eine Sekunde vor, wie es wäre, wenn ihr das nicht dürftet.
Ihr habt all euer Geld ausgegeben, tragt nur das bei euch was ihr am Leibe habt, ihr flüchtet vor Verfolgung und Tod in eurem Land und dann steht ihr da.
Eingesperrt.
Eingesperrt in einem scheiße kalten Land und fremde Menschen bestimmen über euer Leben.
Gefangen in der Vorhölle Belgrad.
Allein gelassen in der Hoffnung das Problem löst sich von allein.

Und wir steigen in unser Auto und fahren nach Hause.

Ein paar der lieben Männer die wir kennen gelernt haben sind weiter gezogen. Versuchen es über eine andere Grenze. Wir können nicht aufhören an sie zu denken und wünschen uns für jeden einzelnen einfach nur das Leben, was jeder Mensch verdient hat.

Kein Mensch ist illegal!

Dear Hot Food Idomeni!

You guys rock. You are so damn amazing that i can't find the right word to express myself.
The time we spent with you changed our lifes.
The time with you and what you taught us changed us as human beings.
When I come home im not the same person I was when I left.
Thank you so much for all the hard work you are doing EVERY DAY!
You save those peoples lifes.
I send you the biggest hugs and that's not a good bye.
That's a see you soon.

Love,
Dachi

Die Schlange vor dem Trailer

 



15. Februar 2017

Hallo ihr Lieben,
ich wollte mich mal wieder melden.
Langsam kommt mein Kopf wieder in Berlin an, aber ich denke natürlich jeden Tag an die Zeit in Serbien.
Das geplante Video oder die Videos sind in Arbeit.
Es kam ja dann doch alles anders als gedacht und ich muss mir noch ein Konzept ausdenken.
Das gleich diesen Sonntag noch nichts kam, ist sicher nachvollziehbar.
Ich drück euch

Wer mehr erfahren möchte, hier die Playlist: http://bit.ly/2n4XDA0

15. Juni 2017


Ihr Lieben,

wie ihr wisst, waren wir im Februar in Belgrad um in der Küche von Hot Food Idomeni mitzukochen.
Im Mai wurden die Baracken abgerissen um Platz für eine beschissene Mall und Luxushotels zu machen.
Mir fehlen absolut die Worte um zu beschreiben, was ich gedacht habe, als ich das erfahren habe. Natürlich habe ich geweint, aber eher bin ich stinkwütend und möchte einfach nur im Strahl kotzen!
Ich möchte das gern teilen, weil ja leider so gut wie gar nicht darüber berichtet wurde.

Hier ein Bericht dazu aus dem Vice Magazin:

In Belgrad werden gerade die Unterkünfte von 1.500 Flüchtlingen abgerissen.

Aktuell

Vor einiger Zeit hat einer unser Mitstreiter, den wir vor Ort kennengelernt haben einen großartigen Film veröffentlicht.
Jeremy Martin hat den jungen Mann Abdullah begleitet als er in Griechenland ankam, nachdem in seiner Heimat Syrien der Krieg ausbrach und er flüchten musste.
Schaut euch bitte diesen bewegenden Film an:

Through Abdullah's Eyes



Danke für die Aufmerksamkeit!
Küsschen aufs Nüsschen

Eure Dachi

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